Von Damaraland zum Etosha Nationalpark
Nach zwei Jahren coronabedingter Fernreiseabstinenz war die Sehnsucht groß, wieder in die Welt hinauszuschwärmen. So ergriff ich freudig die Gelegenheit, mich kurzfristig einer geführten Green Lion Individualreise – mit nur einer weiteren Mitreisenden – durch Namibia und Botswana anzuschliessen.
Der zweite Teil des Reiseberichts handelt von den Erlebnissen in Damaraland und im Etosha Nationalpark
Tag 5: Damaraland
Etappenziel des heutigen Tages war das Damara-Hochland. Der Weg führte uns entlang der Küste bis Henties Bay und von da ins Landesinnere. Unterwegs legten wir einen Stopp an der Skelett-Küste ein, um uns das Schiffswrack «Zeila» genauer anzuschauen, dass hier 2008 gestrandet war und inzwischen ein beliebter Nistplatz von Kormoranen und anderen Seevögeln ist. Auf der Strecke ins Landesinnere kamen wir an zahlreichen improvisierten Ständen vorbei, an denen Halbedelsteine zum Verkauf angeboten wurden. Auch auf Himba-Frauen mit ihrem roten Ganz-Körper-Make-Up stiessen wir wieder und auf Herrero-Frauen in prachtvollen, langärmeligen viktorianischen Kleidern in leuchtend Pink und Gelb, die schon von Weitem auszumachen waren. Diese kunstvollen Kleider hatten sie auf einer antiken Singer-Nähmaschine selbst genäht.
Übernachtung im Twyfelfontein Adventure Camp
Auf der kerzengeraden Sandpiste, die sich endlos scheinend ins Landesinnere zog, begegneten uns einige altertümliche Fuhrwerke, die von Eseln gezogen wurden und die dort den Spitznamen «Kalahari-Ferrari» tragen. Am Nachmittag erreichten wir unsere Unterkunft im Damaraland, das «Twyfelfontein Adventure Camp». Komfortabel ausgestattete Safarizelte auf Holzplattformen mit en-suite Bad am Fusse mächtiger runder Felsformationen warteten auf uns und sogar ein kleiner Pool bot erfrischende Abkühlung. Am Spätnachmittag fuhren wir zu einem Sun Downer ins nicht allzu entfernte «Mowani Mountain Camp», das auf einem Hügel liegt von dem aus man einen wunderbaren Blick über das weite, felsige Damaraland hat und den glutroten Sonnenuntergang bei einem Cocktail geniessen kann.
Tag 6: Twyfelfontein UNESCO Weltkulturerbe – Etosha South
Am nächsten Morgen besuchten wir das «Living Museum» der Damara, das ganz in der Nähe unseres Camps war. Dieses Freilicht-Museum mit traditionellen Hütten aus Reisig und Lehm sowie traditionell gekleideten Damaras erweckt die ursprüngliche Lebensweise und Kultur dieser Ureinwohner zum Leben. Ihre ursprüngliche Kultur war eine Mischung von archaischer Jäger- und Sammlerkultur und der Viehzucht von Rindern, Ziegen und Schafen. Während der ca. einstündigen Führung durch einen mehrsprachigen, sehr humorvollen Guide wurde uns das Schmieden von Werkzeugen, die Verwendung traditioneller Heilpflanzen, die Herstellung von Bier und Schmuck sowie das Feuermachen nähergebracht. Verabschiedet wurden wir mit einer eindrücklichen Tanz- und Gesangsvorführung aller Damaras des Museums. Ein wirklich lohnenswerter Besuch!
Die UNESCO-Felsmalereien in Twyfelfontein
Im Anschluss fuhren wir nach Twyfelfontein, wo man bei einer Führung mit einem Guide die ältesten Zeugnisse aus der Vergangenheit Namibias in Form von Felszeichnungen und Felsgravuren bestaunen kann. Sie gehören zum UNESCO Weltkulturerbe. Twyfelfontein heisst soviel wie «Quelle des Zweifels», da sich die Farmer nie ganz auf die Quelle verlassen konnten. In diesem Felsmassiv findet man über 2.500 Motive, sowohl Gravuren als auch Felsmalereien., die von den San sowie den Damaras geschaffen wurden. Bei den Gravuren auf den Felsplatten kann man Elefanten, Zebras, Giraffen, Nashörner, Löwen, Strausse und andere Tiere erkennen. Die Darstellungen zeigen die Lebensweise der traditionellen Jäger und Sammler.
Danach folgte ein Abstecher zum «Verbrannten Berg», der ein Nationaldenkmal Namibias ist. Im Gegensatz zu den umliegenden Gesteinsformationen besteht der Berg aus erkalteter Lava. Das ist der Grund, dass er frühmorgens oder spätnachmittags, wenn die Sonnenstrahlen darauf treffen, tiefrot leuchtet. In der übrigen Tageszeit sieht er sehr unspektakulär aus.
Ganz in der Nähe von Twyfelfontein befinden sich die sogenannten «Orgelpfeifen», das sind Gesteinsformationen aus Basalt, die aufgrund ihrer Form Orgelpfeifen in einer Kirche ähneln. Entstanden sind sie durch das Eindringen von flüssiger Lava in das vorhandene Schiefergestein vor 150 Millionen Jahren. Die senkrechten Flächen der Felsnadeln erinnern an Bauklötze. Durch Witterung und Erosion wurde das weichere Gestein um die erstarrte Lava abgetragen und es wurde ein regelrechter Wald an Orgelpfeifen freigelegt. Am Fusse der Orgelpfeifen kann man bequem durch ein ausgetrocknetes Flussbett laufen, um die Orgelpfeifen genauer in Augenschein zu nehmen.
Zum Abschluss besuchten wir den versteinerten Wald. Auf einem kleinen Areal findet man zwischen 240 und 300 Millionen Jahre alte fossile Baumstämme, bei denen teilweise sogar noch Jahresringe erkennbar sind. Die grössten Stämme sind ca. 30 m lang, die meisten sind jedoch in unzählige kleine Stücke zerbrochen. Zudem finden sich auf dem Areal zahlreiche Exemplare der «Welwitschia mirabilis», die extrem langsam wächst und lediglich zwei Blätter entwickelt, die mit der Zeit vom Wind zerfranst werden. Sie ist die Wappenpflanze Namibias.
Bei der Weiterfahrt auf der Schotterpiste hatten wir ein weiteres Mal einen platten Reifen und waren froh, dass unser Fahrer und Guide den schweren Reifen professionell und rasch wechselte. Es empfiehlt sich für Selbstfahrer unbedingt immer einen, besser noch zwei Ersatzreifen dabei zu haben.
Am Spätnachmittag erreichten wir die «Etosha Oberland Lodge» in der Nähe des südlichen Eingangs zum Etosha Nationalpark liegt und die unser Quartier für die nächsten beiden Tage war. Die luxuriöse Lodge liegt in einem privaten Naturreservat. Vom Restaurant aus hat man Blick auf die Wasserlöcher. Die geräumigen Chalets sind sehr komfortabel und liebevoll mit modernen Designelementen ausgestattet und bieten Aussicht in die Savanne. Mit etwas Glück, kann man Wildtiere direkt vor dem Chalet beobachten.